Der  Küstenmammutbaum

(Sequoia Sempervirens)

                                                                                                                                                                     

                                                                                                                                    Ergebnisse eines forstlichen Anbauversuchs über 40 Jahre an einem Standort in Deutschland

 

                                                                                              

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             

                                                                                                                                                                            EINLEITUNG                                            

                                                                                                            

Während für den Gebirgsmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) eine weit zurückliegende Anbauerfahrung in Deutschland vorliegt, ist dies für den Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) nicht gegeben.  Ursache ist die  Frostempfindlichkeit.  Es gibt zwar einige Altbäume an sog. Klimaoasen in Parks - ein Anbau unter Waldbedingungen begann aber erst ab 1952, initiiert durch die Eheleute Martin im milden Westen der BRD dem einige einzelne Versuche an weiteren wintermilden Standorten im Staatsforst folgten. 

Ab 1980 ergab sich die Möglichkeit im vergleichsweise kälteren Bereich des Vorlandes der Schwäbischen Alb im Neckarbereich einige kleinere Anbauversuche mit unterschiedlichen Herkünften des  Küstenmammutbaumes durchzuführen.  Auffallend ist das sehr starke Jugendwachstum der Art, das im Gegensatz zum langsam startenden Gebirgsmammutbaum steht. Einschränkungen ergeben sich jedoch durch eine relativ hohe Frostempfindlichkeit und eine anfänglich ebenfalls hohe Empfindlichkeit gegen Schneedruck bzw. gegen orkanartige Winde. Beide Nachteile können aber gemildert werden, wenn Aussaaten nach besseren Pflanzen durchsucht werden und diese folgend vegetativ vermehrt werden. Ursächlich für die anfängliche Instabilität der jüngeren Pflanzen ist das weiche Holz bei sehr schnellem Höhenwachstum und ungenügendem Dickenwachstum. Verschärft wird dies noch bei einzelnen Pflanzen wahrscheinlich durch Benagung von Mäusen im Bodenbereich. Dies führt wohl dazu, daß die untersten ca. 40cm unnormal dünn bleiben, während anschließend nach oben die Stämmchen dicker sind.

Generell ist es daher nötig die Pflanzen ca. die ersten 5 Anbaujahre nach Auspflanzung zu stäben, was recht arbeitsintensiv ist. Besser scheint es die Pflanzen in der Baumschule zusätzlich 2 Jahre länger stehen zu lassen und zu beschneiden auf ca. 80cm Höhe und so stämmiger zu erziehen. Dies ist kein Problem, da der Küstenmammutbaum genauso ausschlagfähig ist wie die Eibe (Taxus baccata). So gezogene Pflanzen hatten kaum Standsicherheitsprobleme! Allgemein sollten diese Einschränkungen aber im Zuge der fortschreitenden Klimaerwärmung an Bedeutung verlieren. Offenbar nimmt die Standfestigkeit bei wärmerem Klima zu!

Im Gegenzug ist der Küstenmammutbaum aber weitgehend resistent gegenüber dem Hallimasch-Pilz und dem Borkenkäfer, die ansonsten zahlreichen fremdländischen Gehölzen zusetzen. Unterensingen als Versuchsort kann als Weinbaurandlage bezeichnet werden. In Süddeutschland sollten aber Lagen über 400m ü. NN. aufgrund von Frost und Schneedruck gemieden werden. Für den Anbau geeignet sind absonnige Hänge in luftfeuchter Lage mit frisch-feuchter Wasserversorgung bei zumindest mittlerer Tiefgründigkeit. Der Küstenmammutbaum profitiert hier davon über die Nadeln in beschränktem Umfang Feuchtigkeit aufnehmen zu können. Dies kann bedeutsam sein, da er z.B. über nächtliche Tauaufnahme sommerliche Trockenperioden besser überstehen kann. Zudem können insbesondere ältere Bäume im Stamm Wasser speichern. Am liebsten wächst der Küstenmammutbaum auf leicht sauren milden bis schweren Lehmböden. Leicht alkalischer Boden wird aber noch vertragen. Redwood kann als 40-80cm hoher Sämling oder Stecklingspflanze im Frühjahr wurzelnackt gepflanzt werden - wenn in folgenden Trockenperioden eine Bewässerungsmöglichkeit besteht. Im Herbst sollte keine derartige Pflanzung erfolgen, da die Pflanzen vor dem Frost meist nicht ausreichend einwurzeln. Containerpflanzen wachsen besser an und können auch im frühen Herbst gesetzt werden.


Zwar ist das Heimatgebiet der Redwoods weitgehend klimatisch indifferent - es scheinen aber küstennahe Herkünfte nördlich von San Franzisko beginnend, aufgrund leicht kälterer Wuchsbedingungen und höherer Genvarianz, am geeignetsten. Auch Herkünfte aus dem nördlichsten und höchsten Vorkommen sind weder deutlich winterhärter noch schneedruckfester. Ob bläulichere Exemplare, wie sie z.B.  in der ca. 800m hoch gelegenen Herkunft French Hill Road am Nordrand  von Californien, ca. 25km landeinwärts gelegen, evtl. trockenheitsverträglicher sind, bleibt abzuwarten. Obwohl sich also beim Küstenmammutbaum keine besonders geeigneten Provenienzen aufgrund recht gleicher klimatischer Bedingungen im Heimatgebiet finden lassen, ist die Genvarianz über das Verbreitungsgebiet hinweg doch erheblich. Die Pflanzen unterscheiden sich in zahlreichen Merkmalen, wie Nadellänge, Nadelfarbe und Habitus. 

In isolierten Wuchsinseln am  nördlichen Arealrand in Oregon ist mit steigendem Inzuchteffekt zu rechnen, ebenso am östlichen Arealrand. Dies schließt jedoch nicht aus, daß dort ebenfalls in Aussaaten brauchbare Exemplare zu finden sind. Dieser Inzuchteffekt ist bei Redwood sehr bedeutsam und kann zu erheblichen Wuchseinschränkungen, schlechtem Habitus mit Verzwieselungsneigung und mangelnder Frostresistenz führen. Wenig nachvollziehbar scheint es, Beurteilungen von Redwood auf immer den gleichen alten bekannten Herkünften, hier speziell der bekannten Herkunft Kaldenkirchen zu gründen, die in zwei bis drei Klonen im Umlauf ist.                

Bemerkenswert ist daß sich der Küstenmammutbaum in Anbauten in Europa und den vereinzelten Vorkommen in der BRD  als  langlebig, also klimastabil erwiesen hat, sofern man ihm die zusagenden standörtlichen Grundbedingungen zuweist.                   

Wenn auch der Küstenmammutbaum vorerst in seiner Eignung als Forstbaum weiterhin noch beobachtet werden muß, sind die ersten Ergebnisse doch ermutigend. Die Holzeigenschaften der viele Jahrhunderte alten Redwoods im Heimatgebiet, mit Jahrringbreiten von 2-3mm, können bei uns allerdings nicht erzeugt werden. Die Jahrringbreiten bei uns liegen bei 5mm und aufwärts je nach Stand. Es ist daher darauf zu achten, keinen zu großen Standraum zu geben! Es ist davon auszugehen, daß auch bei uns die Jahrringbreiten mit zunehmender Sommertrockenheit, bei steigendem Baumalter, deutlich geringer werden. Das beschleunigte Jugendwachstum vieler Arten aus Nordwestamerika bei uns hat seine Ursache in den bisherigen gleichmäßigeren Sommerniederschlägen in Deutschland, ohne eine ausgeprägte Trockenperiode im Sommer. Der Gesamtniederschlag des Jahres ist aber in den USA meist deutlich höher. Das heißt nach ein paar Jahrzehnten im Dickungsstadium tritt bei uns bei den dann größeren Bäumen schon wieder Wasserknappheit auf. Geht man beim Küstenmammutbaum auch bei uns von einer Standzeit von mehreren hundert Jahren aus, so sollte die Jahrringbreite bei normal dichtem Stand mit zunehmender Trockenheit auf vertretbare Werte zurück gehen.

Die natürliche Astreinigung findet kaum statt und eine Aufastung ist daher zu empfehlen. Für Anwendungen ohne große mechanische Belastungen ist das schön gemaserte Holz aber geeignet, wobei nur das Kernholz dauerhafter ist und daher kurze Umtriebszeiten nicht angeraten erscheinen. Die Holzqualität entspricht in etwa den Qualitäten, die auch in den USA mit Nachbauten, dem sog. Second Growth, erzielt werden. Allerdings ist zu bedenken, daß sich bei steigender Rohstoffknappheit auch die technische Holzveredelung rasant weiter entwickeln und in 80 bis 100 Jahren ein völlig anderes Niveau haben wird. Auf jeden Fall eignet sich der Küstenmammutbaum im Klimawandel aufgrund hoher Massenleistung und Langlebigkeit sehr gut zur Festlegung von CO2. Diese CO2-Festlegung zur Abmilderung des Klimawandels erhält eine immer größere Bedeutung gegenüber der rein wirtschaftlichen Nutzung des Waldes. Weiterhin ist zu bedenken, daß mit steigender Klimaerwärmung auch die Gefahr durch Schädlinge, insbesondere den Borkenkäfern, auch für einheimische Arten enorm steigen wird und der relativ resistente Küstenmammutbaum hier klar im Vorteil ist.

Auf geeigneten Standorten hat der schnellwüchsige Küstenmammutbaum auch in Deutschland bereits Höhen zwischen 35 und 40m erreicht. Was nützt andererseits eine Baumart mit besten Holzeigenschaften, wenn sie aufgrund von speziellen Ansprüchen und Konkurrenzschwäche in den vorhandenen Mischwald nicht integrierbar ist.

Entsprechend den dargelegten Standortwünschen kann der Küstenmammutbaum kleinflächig angepflanzt werden bzw. als attraktiver Forstbaum entlang von viel begangenen Wegen im stadtnahen Erholungswald. Da Abholzungen in diesen Bereichen bei Waldbesuchern immer mehr auf Kritik stoßen, könnte der attraktive Küstenmammutbaum mit anderen langlebigen Forstgehölzen hier zur Vorblendung einen Saum bilden. Ansonsten ist er mit vielen anderen Baumarten mischbar, jedoch müssen starke Bedränger wie schnell startende Pioniergehölze entfernt werden. Für eine Anpflanzung innerhalb der Bebauung eignet er sich aufgrund seiner auch bei uns erreichbaren Dimension weniger. Dem steht auch sein weitstreichendes Wurzelwerk, die Ausschlagfähigkeit aus demselben und gelegentliche Frostschäden entgegen - also nur für größere Anlagen in milden Lagen zu empfehlen.